Wussten Sie schon…? …dass der Titel „Fachanwalt“ zwar Expertise signalisiert, aber alleine keine höheren Kosten rechtfertigt? Viele denken, dass ein Fachanwalt automatisch teurer sei – tatsächlich legt das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) klare Regeln fest. Unterschiede entstehen eher durch individuelle Honorarvereinbarungen oder die Effizienz bei komplexen Fällen.
In diesem Ratgeber klären wir, wann sich ein Fachanwalt lohnt – und ob er wirklich mehr Geld kostet. Darüber hinaus zeigen wir Ihnen, welche Kosten eine Rechtsschutzversicherung für Sie übernimmt.
Das Wichtigste in Kürze
- Fachanwälte haben eine nachgewiesene Spezialisierung, kosten aber nicht automatisch mehr
- Die gesetzlichen Gebühren (RVG) sind für alle Anwälte gleich – unabhängig vom Titel
- Unterschiede entstehen nur bei freien Honorarvereinbarungen (z. B. Stundensätze)
- Fachanwälte arbeiten oft effizienter und zielgerichteter, was sich lohnen kann
- Für einfache Rechtsfragen reicht oft ein Allgemeinanwalt – bei komplexen Fällen zahlt sich Spezialwissen aus
- Rechtsschutzversicherungen übernehmen auch Fachanwälte, sofern das Rechtsgebiet abgedeckt ist
Was unterscheidet einen Fachanwalt von einem Rechtsanwalt?
Rechtsanwälte sind grundsätzlich in allen Rechtsgebieten tätig – unabhängig davon, ob sie sich spezialisiert haben oder nicht. Fachanwälte hingegen tragen einen geschützten Titel, der besondere Kenntnisse und praktische Erfahrung in einem bestimmten Rechtsgebiet belegt.
Voraussetzungen für den Fachanwaltstitel (§ 43c BRAO, FAO):
- Mindestens 3 Jahre Zulassung als Rechtsanwalt innerhalb der letzten 6 Jahre
- Absolvierung eines Fachanwaltslehrgangs mit mindestens 120 Zeitstunden inkl. Prüfungen
- Nachweis über umfangreiche praktische Fälle (z. B. 160 im Verkehrsrecht, davon 60 gerichtlich)
- Verpflichtende jährliche Fortbildung (mind. 15 Stunden)
Aktuell gibt es 24 Fachanwaltsgebiete – von Arbeitsrecht über Familienrecht bis hin zu IT- oder Medizinrecht. Die vollständige Liste finden Sie auf der Website der Bundesrechtsanwaltskammer oder beim Fachanwaltsregister.
Für Sie als Ratsuchender bedeutet das:
Ein Fachanwalt bringt mehr Tiefenwissen und Routine, besonders bei rechtlich komplexen oder wirtschaftlich riskanten Fällen. Doch wirkt sich das auch auf die Kosten aus?
Was sagt das Gesetz zur Vergütung?

Ob Fachanwalt oder Allgemeinanwalt – das Honorar richtet sich grundsätzlich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG).
Entscheidend sind:
- Art des Verfahrens (außergerichtlich, gerichtlich, einvernehmlich etc.)
- Streitwert oder Gegenstandswert
- Umfang und Schwierigkeit der Tätigkeit
Das RVG macht keinen Unterschied zwischen Fachanwälten und anderen Anwälten. Das heißt: Für dieselbe Tätigkeit bei gleichem Streitwert entstehen identische gesetzliche Gebühren, unabhängig vom Titel.
Beispiel: Scheidungsfall mit 20.000 € Verfahrenswert
Ob Sie also einen Fachanwalt oder einen „einfachen“ Anwalt beauftragen – die Rechnung nach RVG sieht gleich aus. Erst bei einer freien Honorarvereinbarung (z. B. Zeithonorar) kann ein Fachanwalt einen höheren Stundensatz verlangen – was jedoch individuell vereinbart und transparent offengelegt werden muss.
Fachanwalt vs. Rechtsanwalt: Was kostet wirklich mehr?

Auch wenn das RVG keinen Unterschied macht, kann es dennoch zu Preisunterschieden in der Praxis kommen. Der Grund: Viele Anwälte – insbesondere Fachanwälte – nutzen freie Honorarvereinbarungen, vor allem in beratungsintensiven oder komplexen Fällen.
Typische Honorarmodelle:
- RVG-Abrechnung: gesetzlich geregelt, meist bei Standardfällen
- Zeithonorar: 150–400 €/Stunde üblich – bei Fachanwälten tendenziell höher
- Pauschalhonorar: bei klar umrissenen Beratungsleistungen oder standardisierten Verfahren
Ein Fachanwalt kann zwar einen höheren Stundensatz verlangen, arbeitet jedoch häufig auch zielgerichteter und effizienter – was die Gesamtkosten relativieren kann. Eine umfassende Beratung in zwei Stunden kann wirtschaftlicher sein als eine allgemeine Beratung in fünf.
Weiterführend: Wie viel kostet eine Beratung beim Anwalt?
Beispiel: Vergleich der Anwaltskosten bei gleichem Streitwert
Die höhere Spezialisierung kann also trotz höherem Stundensatz zu einer effizienteren und im Ergebnis günstigeren Lösung führen – insbesondere bei komplexen oder wirtschaftlich relevanten Rechtsfragen.
Rechtsschutzversicherung: Zahlt sie auch den Fachanwalt?

Ob Fachanwalt oder nicht – Ihre Rechtsschutzversicherung übernimmt in der Regel gleichermaßen die Kosten, sofern das betreffende Rechtsgebiet im Vertrag eingeschlossen ist. Die freie Anwaltswahl ist in modernen Tarifen Standard, sodass Sie nicht auf einen Allgemeinanwalt beschränkt sind.
Wichtige Punkte:
- Fachanwälte werden nicht ausgeschlossen – es zählt das abgedeckte Rechtsgebiet
- Kostenübernahme erfolgt nach RVG oder ggf. bei vereinbartem Stundensatz bis zur Deckungsgrenze
- Auch telefonische Erstberatung, außergerichtliche Einigungen und digitale Beratung können abgedeckt sein
- Achten Sie auf Wartezeiten (meist 3 Monate) und ggf. Ausschlüsse bei bestimmten Streitarten

Was ist in der Regel versichert?
- Anwaltskosten nach RVG, egal ob Fach- oder Allgemeinanwalt
- Kosten gerichtlicher Auseinandersetzungen
- Teilweise auch: Mediation, Gutachterkosten und Zeugenentschädigungen
- Telefonische Erstberatung oder Online-Rechtsservice
Nicht abgedeckt sind häufig:
- Scheidungen (Familienrecht) – nur mit Zusatzbaustein
- Erb- und Baurechtsstreitigkeiten
- Vorsätzlich begangene Straftaten
Weiterführend: Familienrechtsschutzversicherung im Vergleich
Weiterführend: Rechtsschutzversicherung bei Scheidung im Vergleich
Weiterführend: Rechtsschutzversicherung für Erbrecht im Vergleich
Tabelle: Fachanwalt & Rechtsschutz – das deckt die Police ab
Ein Tarifvergleich lohnt sich:
Prüfen Sie die genauen Bedingungen Ihrer Police oder nutzen Sie unseren kostenlosen Rechtsschutzversicherungs-Vergleich, um passende Angebote mit freier Anwaltswahl und Fachanwaltsschutz zu finden.
Wann lohnt sich ein Fachanwalt wirklich?

Ob ein Fachanwalt sinnvoll ist, hängt weniger vom Preis ab – sondern vielmehr vom Nutzen für Ihren konkreten Fall. In folgenden Situationen ist ein Fachanwalt in der Regel die bessere Wahl:
Bei komplexen oder spezialisierten Fällen
Fachanwälte verfügen über nachgewiesene Erfahrung und tiefgreifendes Fachwissen.
Bei Themen wie Kündigungsschutz, Scheidung mit Immobilien oder Schadensersatz im Medizinrecht kann das Verfahren effizienter, die Argumentation stärker und das Ergebnis vorteilhafter für Sie ausfallen.
Wenn Zeit oder Nerven knapp sind
Ein erfahrener Fachanwalt erkennt schnell die relevanten Hebel und spart Ihnen langwierige Recherchen, unnötige Termine und fehlerhafte Anträge. Das zahlt sich oft schon nach wenigen Stunden aus.
Bei wirtschaftlich relevanten Streitwerten
Geht es um viel Geld oder langfristige Folgen (z. B. Unterhalt, Vermögensauseinandersetzung, Vertragskündigung), ist die Expertise eines Fachanwalts oft ein strategischer Vorteil.
Wann reicht der Allgemeinanwalt?
Bei einfachen Sachverhalten, rein beratenden Tätigkeiten oder Routinefragen (z. B. Bußgeld, Nachbarschaftsstreit) ist ein Allgemeinanwalt oft ausreichend – vor allem, wenn Zeit keine Rolle spielt und das Risiko überschaubar ist.
Fazit: Fachanwalt oder Rechtsanwalt – nicht die Kosten, sondern der Nutzen zählt

Ein Fachanwalt ist nicht per se teurer, sondern unterliegt – wie alle Anwälte – der Gebührenordnung. Höhere Kosten entstehen nur durch freiwillige Honorarvereinbarungen oder bei aufwändigen Spezialfällen. Oft arbeiten Fachanwälte aber zielgerichteter, was Ihnen sogar Kosten sparen kann.
Wenn Sie rechtlich komplexe oder wirtschaftlich bedeutende Themen haben, ist der Fachanwalt meist die effizientere Wahl – und Ihre Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten in aller Regel genauso wie bei einem Allgemeinanwalt.
Checkliste: Fachanwalt oder nicht?
Was nun?
- Eine Rechtsschutzversicherung sichert Sie bei den meisten rechtlichen Auseinandersetzungen finanziell ab und übernimmt einen Großteil Ihrer Kosten.
- Sollten Sie noch keine Versicherung haben oder mit Ihrer Police unzufrieden sein, können Sie natürlich gerne unseren Rechtsschutz-Vergleich auf Checkfox.de benutzen.

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Häufig gestellte Fragen
Sind Fachanwälte generell teurer als andere Anwälte?
Nein. Laut RVG gelten einheitliche Gebühren – egal ob Fach- oder Allgemeinanwalt. Nur bei Honorarvereinbarungen können Unterschiede entstehen.
Kann ich mir einen Fachanwalt mit Rechtsschutzversicherung leisten?
In der Regel ja. Rechtsschutzversicherungen übernehmen auch Fachanwälte, solange das Rechtsgebiet im Tarif enthalten ist.
Warum verlangen manche Anwälte mehr pro Stunde?
Das hängt von Spezialisierung, Kanzleistandort, Erfahrung und Mandantenstruktur ab. Es gibt keine gesetzliche Obergrenze für frei verhandelte Honorare.
Ist ein Fachanwalt immer besser als ein Allgemeinanwalt?
Nicht zwingend – aber bei komplexen Fällen meist effizienter und fachlich tiefer aufgestellt. Bei einfachen Anliegen kann ein Allgemeinanwalt völlig ausreichen.
Wie erkenne ich einen Fachanwalt?
Der Titel „Fachanwalt für …“ ist geschützt und darf nur nach offiziellen Prüfungen und Fallnachweisen geführt werden. Die Liste finden Sie z. B. im BRAK-Verzeichnis.










